Unsere Geschichte

Früher Verein für nichtrepressive Erziehung, heute Bessunger KinderWerkStadt, der älteste Elternverein in Darmstadt hat seit seiner Gründung im Jahr 1969 bewegte Zeiten hinter sich. In seiner Geschichte spiegelt sich einerseits der gesellschaftliche Wandel wider. Andererseits wurde jede Entwicklung von der Eigenständigkeit und Lebendigkeit geprägt, die den Verein bis heute ausmacht. In der pädagogischer Arbeit, die stets offen war für Experimente und Austausch, war der Verein oft dem Zeitgeist voraus.

Es begann 1969 mit der ersten Gruppe: der Kinderwerkstatt (KW). Bis sie ihr heutiges Domizil, die Bessunger Knabenschule, bezog, brauchte es einige Standortwechsel in Darmstadt. Später kam die Kinderwerkstatt II dazu. Ein erster Hort, das Schülerhaus, wurde im Martinsviertel aufgebaut und verschwand wegen finanzieller Schwierigkeiten bald wieder von der Bildfläche. Mitte der achtziger Jahre entstanden die beiden Krabbelstuben und ein erneutes Schülerhaus, Ende der Achtziger zog die KW II in der Weinbergstraße ein. Die jüngste Gruppe des Vereins, das Schülerhaus II, entstand 2004 ebenfalls in der Weinbergstraße, als klar wurde, dass der vereinsinterne Bedarf nach Hortplätzen das Angebot bei weitem überstieg.

Der Aufbau dieser letzten Gruppe, der Kampf um die Finanzierung, die Suche nach den Räumlichkeiten, der Umbau und die Renovierung wurden zu einem großen Teil mit viel Aufwand von den Mitgliedern des Vereins, den Eltern, ehrenamtlich bewältigt – ein typisches Beispiel aus der Vereinsgeschichte. Die Mitarbeit der Eltern ist auch im Alltag der Betreuungseinrichtungen selbstverständlich: Sie übernehmen Koch-, Putz- und Betreuungsdienste. In besonderen Situationen (Renovierung, Spielplatz-Umbau) sind auch größere Arbeitseinsätze die Regel. Wer sich für sein Kind für die Betreuung im Verein anmeldet, muss bereit sein mitanzupacken – und hat dafür die Gelegenheit mitzugestalten. Das ist bis heute ein wichtiger Unterschied zu städtischen oder kirchlichen Betreuungseinrichtungen.

So ist der Verein sich einerseits treu geblieben – und hat sich zugleich beständig weiterentwickelt. War der Anfang noch eine politische Angelegenheit, eine Abgrenzung von der bisherigen strikt autoritären Pädagogik, wurde jedes Detail der Erziehungsarbeit von Eltern und Betreuern debattiert, so sehen wir inzwischen eine veränderte Einrichtung mit Eltern, deren Ziele und Bedürfnisse sich von jenen der Gründungsmitglieder unterscheiden. Die Strukturen sind klarer. Der Gedanke der Dienstleistung ist nicht mehr verwerflich. Auch die engagierten Eltern, die dem Verein beitreten, erwarten vom Verein Entlastung und Professionalität.

Die Betreuer, früher teils begeisterte Autodidakten ohne Arbeitsvertrag, mit einem Monatsverdienst von 1600 DM brutto plus Weihnachtsgeld als freiwillige Elternspende, sind inzwischen gut ausgebildete Fachleute. Haben die Kinder ihre Regeln in Gruppen zu Beginn noch selbst entworfen, sind heute feste Strukturen und Rituale wichtig.

Ab 2001 hat der Verein eine Leitung: eine Zentralisierung und enorme organisatorische Erleichterung. Seit Herbst 2007 trägt er seinen neuen Namen: Bessunger KinderwerkStadt e.V. Der Vorstand wurde zugleich umorganisiert und verkleinert.

Doch der Kerngedanke ist geblieben. Die individuelle Pädagogik, die persönliche Beziehung zwischen Kind und Betreuer stehen im Mittelpunkt. Eltern und Geschwister sind in den Gruppen und untereinander bekannt und willkommen. Der Verein ist ein lebendiges soziales Umfeld und eine Art freiwilliger Zusammenschluss jener Familien, die mehr wollen als "nur" durchschnittliche Betreuung für ihre Kinder, die aktiv mitbestimmen, die Zustände hinterfragen, einen eigenen Weg finden und sich engagieren wollen – auch wenn es nicht mehr die gleichen Rebellen sind, die Ende der sechziger Jahre die Gesellschaft auf den Kopf stellten.

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